TALKS
STARTUPS & NEW BUSINESS
Das Gebot der Stunde trifft den Nerv der Zeit
by Pascal Sperger | Lesezeit: 6 min | April 2022
Challenge the Challenge
Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Die vielfältigen und vielschichtigen Veränderungen, die durch die Transformation des Mobilitäts- und Energiesektors auf uns zukommen, verunsichern digitale wie analoge Unternehmen. Bis sie erkennen, dass jene, die den Wandel gestalten, nicht länger Passagiere, sondern Lokführer im rasend schnell dahingleitenden Zug der gesellschaftlichen und technologischen Umbrüche sein können. Gestalten statt verwalten, lautet das Gebot der Stunde.
Alles ist im Fluss. Die Veränderung und Anpassung ist für erfolgreiche Unternehmen deshalb eine Konstante. Doch die Transformation, die aktuell die Mobilitäts- und Energiebranche umkrempelt, ist eine noch nie dagewesene Herausforderung. Wandel birgt aber bekanntlich auch die Chancen für smarte Unternehmer und visionäre Startups. Diese Überzeugung kristallisierte sich im ersten Gesprächspanel „Startup & New Business“ auf dem von vibe moves you gemeinsam mit Audi veranstalteten Event „Challenge the Challenge“ im Wiener „House of Progress“ schnell heraus.
Alexander Hotowy, Sara Grasel, Christian Clerici, Lisa Ittner, Gernot Piber
Moderator Christian Clerici* sprach mit Alexander Hotowy (Managing Partner Accilium), Lisa Ittner (CEO & Co-Founder vibe moves you), Sara Grasel (Chefredakteurin Brutkasten) und Gernot Piber (Betreiber „ADEG Piber“, klimaneutraler Supermarkt mit E-Auto-Ladepark), allesamt Menschen, die sich beruflich tagtäglich mit dem großen Change-Prozess auseinandersetzen, ihn aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten und vorantreiben. Kurz: Diese vier Personen identifizieren Momente des Umbruchs ganz klar als Business-Case für digitale und analoge Lösungen.
Nachhaltigkeit: Der Booster für den Wandel
Nachhaltigkeit ist ein ganz starker Treiber des Wandels, denn gerade bei jungen Leuten „ist das ein ganz großes Thema“, wie Sara Grasel erklärte: „Außerdem ändern sich die Nutzungs- und Besitzgewohnheiten: Sharing, Abo und Co – dieser Wandel ist vergleichbar mit jener Zeit in der Finanzbranche, als neue Banken mit Gratis-Konten, wie N26, aufkamen.“ So gebe es aktuell sehr viele Neugründungen und reichlich Kapital fließe in die Branche – davon werde ein Großteil in die E-Mobilität investiert. Das Spektrum reiche „von den Fahrzeugen über die Ladeinfrastruktur bis hin zu den Plattformdiensten“.
“Autofahren soll Spaß machen – und weiterhin etwas fürs Herz, etwas mit Emotionen sein.”
Sara Grasel
Lisa Ittner, CEO von vibe moves you – und damit am Steuer eines jener Unternehmen von dem Sara Grasl sprach, sieht die Sache sehr ähnlich: „Mobilität ist ein Grundbedürfnis. Nachhaltigkeit mittlerweile auch. Deshalb ändern sich die Kundenerwartungen. Immer weniger Menschen wollen ein Auto besitzen und sich tagtäglich mit dem Wagen beschäftigen. Deshalb haben wir uns klar auf die Abo-Dienstleistung fokussiert und sie möglichst komfortabel gestaltet, wobei wir uns in einem engen Zusammenspiel mit den OEMs bewegen. vibe wächst – weil unser Angebot den Nerv der Zeit trifft und das bietet, was sich die Menschen unter individueller Mobilität vorstellen. Easy, elektrisch und flexibel – und mit Handschlagqualität und vollem Fokus auf die Kunden.“
“vibe wächst – weil unser Angebot den Nerv der Zeit trifft und das bietet, was sich die Menschen unter individueller Mobilität vorstellen. Easy, elektrisch und flexibel – und mit Handschlagqualität und vollem Fokus auf die Kunden.”
Lisa Ittner
Lösungskompetenz als Teamarbeit
Während viele junge Unternehmen wie vibe mit dem Wandel beinahe spielerisch umzugehen scheinen, müssen sich einige OEMs mit dem Wertewandel in der Gesellschaft erst anfreunden, wie Alexander Hotowy vom Beratungsunternehmen accilium beschreibt: „Wer 125 Jahre im Geschäft ist, ist nicht auf der Nudelsuppe dahergeschwommen. Der Aufbau von Softwareentwicklungskompetenz stellt aber viele traditionsreiche Automobilhersteller vor große Herausforderungen. Dabei ist Softwaredevelopement mindestens so wichtig, wie alle anderen Aspekte rund um Fahrzeugentwicklung, -produktion und -vertrieb. Wieso? Weil das Human-Machine-Interface aktuell bereits einer der ausschlaggebenden Kaufgründe ist.“
“Die Mobilitätswende bietet eine riesengroße Chance sich als etablierte aber auch neue Marke, im Mobilitäts- ökosystem neu zu erfinden bzw. erstmalig zu positionieren!”
Alexander Hotowy
Die Herausforderungen durch den Klimawandel sind jedoch nur in Teamarbeit lösbar, weshalb laut Sara Grasel ein gewaltiger Know-how-Transfer stattfindet: „Startups und etablierte Unternehmen lernen voneinander.“ Wobei auch sie sich sicher ist, dass „in Zukunft das Auto ein wichtiger Teil des Mobilitätsmix bleiben wird“ und „wir nicht alle auf E-Scooter umsteigen werden“. Es sei völlig klar, dass „Autofahren Spaß machen soll“ und weiterhin „etwas fürs Herz, etwas mit Emotionen“ sein wird. Das sei eindeutig daran erkennbar, dass „nicht alle neuen Geschäftsmodelle auf niedrige Kosten abzielen“. Alexander Hotowy ergänzt diesen Kontext: „Die Mobilitätswende ist eine riesengroße Chance um sich als etablierte, aber auch neue Marke, im Mobilitätsökosystem neu zu erfinden bzw. erstmalig zu positionieren.“
Good vibes verändern die Welt
Und genau das macht Gernot Piber, Betreiber eines innovativen ADEG-Markts im steirischen Möderbrugg. Sein Supermarkt ist dank einer umfassenden Modernisierung, bei der etwa eine CO2-Kühlanlage, Abwärme-Heizung und riesige Photovoltaikanlage errichtet wurde, bereits zu 80 Prozent energieautark. Und dank vier Schnellladern mit 75 bis 150 kW Ladeleistung und 6 AC-Ladepunkten mit 22 kW für Kunden, Mitarbeiter und Durchreisende, mittlerweile ein echtes Role Model für die gesamte Lebensmittelbranche.
“Als ich den Markt renovieren musste, entschied ich mich für einen großen Umbau. Eines hat das andere ergeben – und jetzt haben wir eine Autarkie von 80 Prozent.”
Gernot Piber
Gernot Piber ist fest davon überzeugt: „Supermärkte sind die Tankstellen der Zukunft!“. Denn einerseits sind „die nötigen großen Flächen für die Eigenstromproduktion vorhanden“ und „der Grundlastverbrauch wegen der Kühlung den ganzen Tag hoch“. Die Eigenstromproduktion ist „daher sehr sinnvoll.“ Darüber hinaus können die „Parkplätze als Aushängeschild der Transformation dienen“, wenn etwa die PV-Anlagen mittels Solar-Carports sichtbar sind und der Stromertrag im Markt kommuniziert wird. Gernot Piber: „Das würde auch dem Kunden ein gutes Gefühl beim Laden vermitteln, weil es zeigt, der Strom für das Auto kommt vom Dach.“
Und gute Gefühle, respektive keine Angst vor der Veränderung sind wohl auch jene starke Werkzeuge, die es braucht, um die kollektiven Herausforderungen als Gestaltungsprozesse zu begreifen und aktuellen Problemen mit mutigen Lösungen zu begegnen. Oder wie es Lisa Ittner auf den Punkt bringt: „Unsere Firma heißt nicht umsonst vibe, weil good vibes verändern die Welt.“
*Christian Clerici ist Head of Content & Creation bei vibe moves you und beschäftigt sich als Transformationsenthusiast und Mobilitätsexperte vorrangig mit dem Wandel im Energiesektor und auf der Strasse: “Die Einheit für Wandel und Transformation ist Augenhöhe – Zukunft muss zur Gestaltung einladen. Deshalb brauchen wir die wirklich guten Geschichten rund um den Wandel und sollten sie möglichst humorvoll und lustbetont zu erzählen.”
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