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TALKS

GRAN TURISMO ELECTRIC

Gekommen, um zu bleiben

by Pascal Sperger | Lesezeit: 6 min | April 2022

Challenge the Challenge

Themen Nachhaltigkeit, Umweltschutz, soziale und regionale Verantwortung werden bei der Wahl der Urlaubsdestination immer wichtiger – auch wenn aktuell noch zwei Drittel der Touristen, die nach Österreich reisen, mit dem Auto ankommen. Sanfte, aktive und emissionsfreie Mobilität gepaart mit Strom aus erneuerbaren Quellen spielt deshalb nicht nur, aber vor allem, in Tourismusregionen zwischen Skipiste, Wellness-Bereich und lokalen Partnerbetrieben seine Trumpfkarte als game changer in der Mobilitäts- und Energiewende aus. Erst recht in Österreich, weil die Kombination von Ökostrom und Elektroantrieb hierzulande nicht nur für die Unternehmen, sondern für alle ein Gewinn ist und vermittelte Erfolgsgeschichten als Souvenirs in die ganze Welt getragen werden.

Gemeinsam mit dem Klima- & Energiefonds setzt vibe das Projekt “Gran Turismo Electric” um, bei dem Christian Clerici in jedem der 9 Bundesländer, ausgewählte Vertreter der Mobilitäts- und Energiewende ins Gespräch bringt und versucht aufzuzeigen, wie wirkmächtig der Wandel auf der Strasse in einem der tragenden heimischen Wirtschaftssegmente sein kann.

Die große Chance für uns als Tourismusdestination ist, dass wir bei der Gestaltung wieder eine Führungsrolle einnehmen können.

Alexandra Gorsche

Österreich ist reich. Reich an Naturwundern, Bergkulissen, Wäldern, Flüssen und Seen. Für diese Kulisse ist das Land weltbekannt und deshalb kommen die Leut‘. Zum Skifahren, Wandern, Wellnessen oder wegen des reichen Kulturangebots. Österreich ist gleichzeitig auch wortwörtlich das Land am Strome, genauer gesagt, das Land des Öko-Stroms. Fast 80 Prozent der Energie stammen bereits heute aus regenerativen Quellen, Tendenz weiter steigend.

Und für eine Mobilitätswende braucht es genau den. Mehr noch, Strom aus erneuerbaren Energien ist quasi Grundvoraussetzung für eine sinnvolle Transformation des Verkehrssektors – denn die CO2-Emissionen sollen ja tatsächlich eingespart und nicht bloß verlagert werden, sprich: Nicht mehr aus dem Auspuff, dafür aber aus dem Kohlekraftwerkschlot wabern.

Christian Clerici, Alexandra Gorsche, Oliver Csendes, Katharina Mayer-Ertl, Paul Blaguss

Wer, wenn nicht wir?

Aus dieser Vorreiterrolle heraus hat Österreich quasi automatisch die Verpflichtung, auch die Verkehrswende in Richtung Elektroantrieb als Role Model zu gestalten, den Weg für andere in Richtung emissionsfreie Mobilität aufzubereiten und die Problemlösungen als Multiplikator in die Welt hinauszutragen. Denn der Klimawandel kennt keine Grenzen. Wer, wenn nicht wir, sollte also mit gutem Beispiel und wehenden Fahnen vorausgehen?

Ein besonders potenter Multiplikator bei der Lösung der globalen Herausforderungen ist der Tourismus, der den Gästen Erfolgsgeschichten der gelungenen Transformation, des nachhaltigen Handelns und Wirtschaften und des gelebten Umwelt- und Klimaschutzes als Souvenirs mit auf den Heimweg geben kann. Erst recht, wenn sie bereits für diese Themen sensibilisiert sind.

Nachhaltiges Wachstum im Tourismus kann nur durch Innovation erfolgen.

Oliver Csendes

Genau darum – oder besser gesagt, um das Potenzial des Tourismus als game changer der Mobilitätswende – drehte sich die Diskussion im zweiten Panel “Gran Turismo Electric” auf dem von vibe und Audi veranstalteten Talk-Event „Challenge the Challenge“ im Wiener „Audi House of Progress“. Das Besondere: Dieses Panel ist auch Teil des Förderprojekts „Gran Turismo Electric“, bei dem Christian Clerici* durch alle neun Bundesländer talkt und Leuchtturmprojekte und Erfolgsgeschichten der Mobilitäts- und Energiewende vor den Vorhang holt. Dabei sprach Moderator Christian Clerici mit Katharina Mayer-Ertl (Mobilitätsexpertin & stv. Leiterin d. Tourismus-Servicestelle Tourismusministerium), Alexandra Gorsche (Geschäftsführerin Falstaff Profi), Paul Blaguss (CEO Blaguss Reisen) und Oliver Csendes (CDIO Österreich Werbung).

Bloß Akzente oder gesamtheitliches Konzept?

Das Thema Nachhaltigkeit zog sich dabei wie ein roter Faden durch die einstündige Diskussion. Denn ob Gäste kommen, bleiben und nach der Abreise eventuell wiederkommen, das hängt immer stärker davon ab, ob das Land, die Region und die dort verwurzelten Tourismusbetriebe in diesem Konzept bloß Akzente setzen oder ihr Handeln und Angebot gänzlich nach den Regeln des Umwelt- und Klimaschutzes ausrichten.

Dabei betrachten die Gäste das Thema nachhaltiges Reisen laut Oliver Csendes immer stärker „als Zusammenspiel von ökologischen, ökonomischen und sozialen Komponenten“, denn die Erfahrung der Gäste ist immer eine Melange „der Begegnungen mit vielen Leistungsträgern.“ Darüber hinaus sei „die saubere Energieproduktion, die Verzahnung mit der Region und der regionalen Landwirtschaft seit Jahrzehnten vorhanden“, jedoch habe sich „das Bewusstsein dafür und die Kommunikation darüber in letzter Zeit zunehmend verstärkt“.

Um diese Entwicklung weiter zu pushen und Sharing-Projekte, die auch für Mitarbeiter*innen nutzbar sind zu realisieren, müssen die „Angebote und Vorbildprojekte sichtbar gemacht“ werden. Denn die Zeit des USP schwindet, wie Oliver Csendes analysiert: „Wir haben nur noch ganz wenig Zeit mit dem Thema Nachhaltigkeit zu punkten und uns zu positionieren – in zwei, drei Jahren wird das eine grundlegende Erwartung bzw. ein grundlegendes Entscheidungskriterium für die Auswahl der Destination sein.“

Paul Blaguss, Alexandra Gorsche, Oliver Csendes, Katharina Mayer-Ertl

Neue Gäste ansprechen, neue Seiten aufzeigen

Auch Alexandra Gorsche vom Fachmedium Falstaff Profi sieht hier enormes Potenzial: „Die große Chance für uns als Tourismusdestination ist, dass wir bei der Gestaltung wieder eine Führungsrolle einnehmen können. Wir können sensibilisieren und dadurch neue Gäste ansprechen – und bestehenden Kunden, neue Seiten aufzeigen. Und die Branche ist definitiv bereit dazu.“ Um die Vorreiterrolle und die nachhaltigen Angebote wie auch vorhandene Ladeinfrastruktur nach außen zu tragen, sollte daher „jeder Kommunikationsweg genutzt werden, der einem zur Verfügung steht“, so Gorsche, wobei „die Empfehlung“ stets das „stärkste Mittel“ sei.

Förderungen ermöglichen einen Start, langfristig müssen sich die Projekte aber selbst tragen.

Katharina Mayer-Ertl

Das Anschieben und Sichtbarmachen von nachhaltigen Tourismusprojekten ist quasi Katharina Mayer-Ertls Daily-Business, sie kann nur bestätigen: „Nachhaltigkeitszertifizierungen – und damit auch das Thema saubere Mobilität – werden immer stärker nachgefragt.“ Es brauche „jedoch noch viel mehr Information an die Betriebe, die Gemeinden und an die Gäste – um die Möglichkeiten und Angebote für saubere bzw. sanfte Mobilität vor Ort bekannt zu machen.“ Im gleichen Maße benötige es auch „mehr Platz für die aktive Mobilität“. Zur Zielerreichung setze man auf eine Gesamtstrategie, die Vernetzung untereinander und Förderungen, wie Mayer-Ertl erklärt: „Viele Insellösungen funktionieren nicht. Und viele Betriebe wissen nicht, wie sie ein Projekt angehen sollen – dabei helfen wir, indem wir andere Projekte, Gemeinden und Unternehmen auf die Bühne holen und so einen Know-how-Transfer ermöglichen.“ Das BMLRT könne zwar nur „die Rahmenbedingungen schaffen“, weshalb „jeder seinen Beitrag leisten muss“, so Mayr-Ertl. Oder anders ausgedrückt: „Förderungen wie klimaaktiv mobil, mit speziellen Angeboten für den Tourismus, existieren seit vielen Jahren. Sie ermöglichen einen Start, langfristig müssen sich die Projekte aber selbst tragen.“

Cool, was wir bewegen konnten

Die Vorteile von Förderungen und die gelebte Eigenverantwortung kann Paul Blaguss nur unterstreichen: „Mit Förderungen kann die Mobilitätswende beschleunigt werden.“ Für ihn und das Unternehmen sei es jedoch ohnehin „selbstverständlich, dass wir saubere Mobilität und nachhaltige Tourismusangebote zusammenbringen“. Seit vielen Jahren setze das Unternehmen deshalb auf den Elektroantrieb: „Ausreden darf es jetzt keine mehr geben, die technischen Möglichkeiten sind vorhanden“, so Paul Blaguss. Bald wird daher auch der „Hop-on-Hop-Off-Betrieb komplett elektrisch fahren“ und der Taxibetrieb auf E-Autos umgestellt. Besonders wichtig sei jedoch, dass jetzt die Infrastruktur mit dem technologischen Wandel und dem Industrieangebot mitwächst: „50 Kinder elektrisch zum Skikurs in die Berge zu fahren ist technisch möglich.

Die Mobilitätswende ist da. Und die Veränderung passiert teilweise schneller als viele Experten gedacht haben.

Paul Blaguss

Doch so wie es früher Raststationen gebraucht hat, braucht es morgen Ladeparks.“ Überhaupt sieht der Blaguss-CEO die Transformation als große Chance für das Land: „Wir leben in einer unglaublich spannenden Zeit. Und in der Retrospektive werden wir irgendwann sagen, das war lässig und cool, was wir da bewegen konnten.“ Oder wie es Paul Blaguss trefflich auf den Punkt bringt: „Energieerzeugung, Nationalpark und Mobilitätswende schließen einander nicht aus. Ein klimaneutrales Land ist möglich.“

Und das muss laut Alexandra Gorsche keinesfalls erst 2040 so weit sein, so wie es im Regierungsprogramm festgeschrieben ist: „Das ist ein schöner Plan. Und ich glaube, dass es schneller gehen kann, als man glaubt.“ Vor allem wenn sich jeder einzelne fragt: Was können wir alle zusammen tun, damit wir weiterkommen – als Branche und als Gesellschaft.

Christian Clerici und Audi von vibe

*Christian Clerici ist Head of Content & Creation bei vibe moves you und beschäftigt sich als Transformationsenthusiast und Mobilitätsexperte vorrangig mit dem Wandel im Energiesektor und auf der Strasse: “Die Einheit für Wandel und Transformation ist Augenhöhe – Zukunft muss zur Gestaltung einladen. Deshalb brauchen wir die wirklich guten Geschichten rund um den Wandel und sollten sie möglichst humorvoll und lustbetont zu erzählen.”

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