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Kältemuffel E-Auto?
9 Tipps fürs Laden und Fahren mit deinem Elektroauto im Winter
by Pascal Sperger | Dezember 2022
Damit das Laden deines E-Autos im Winter nicht als Cold Case am heißen Draht endet, gibt es ein paar einfache und effektive Dinge zu beachten. Das sind die neun heißesten Elektroauto-Tricks für die kalte Jahreszeit.
Ja, die Reichweite von Elektroautos verringert sich im Winter um bis zu 50 Prozent. Wobei ältere Modelle tendenziell stärker unter tiefen Temperaturen leiden. Und just for the sake of fun – auch Verbrenner kommen im Winter weniger weit. Komfort-Verbraucher sind das Stichwort: Sitz-, Scheiben- und Lenkradheizung, Klimaanlage (damit die Scheiben nicht anrennen) und Co brauchen bis zu 0,3 Liter Sprit pro 100 Kilometer zusätzlich. Und der höhere Rollwiderstand der Winterreifen erhöht den Verbrauch ebenso um 0,1 bis 0,3 Liter, wie auch die längere Kaltlaufphase des Motors nach dem Starten. So oder so: Der Winter hat Auswirkungen auf alle Antriebsarten.
Tendenziell sind aber E-Autos eher kältescheu. Je niedriger die Temperaturen, desto höher der Innenwiderstand der Batterie, wodurch weniger Energie entnommen bzw. beim Laden gespeichert werden kann. Das liegt daran, dass der flüssige Elektrolyt, durch den der „Strom“ zwischen Anoden und Kathoden wandert, dickflüssiger wird, wenn es kälter ist. Das kann man ganz gut mit einer Quetschflasche Honig vergleichen: Ist der Honig dünnflüssig, lässt er sich leicht auch der Flasche drücken. Ist er kristallisiert, dann geht nix weiter. Man muss die Flasche dann zuerst ins warme Wasser stellen und den Honig so wieder verflüssigen. Alles klar?
Elektroautos verbrauchen im Winter mehr Energie als im Sommer – auch wenn man nicht schneller fährt, weil ja Innenraum, Scheiben, Sitze und Lenkrad sowie der Akku selbst mit elektrischer Energieaus der Batterie beheizt werden müssen. Dafür – und das ist wiederum ein Pluspunkt – strömt sofort nach dem Start warme Luft aus den Lüftungsdüsen und ein Kaltstart ist einem Elektroauto (im Gegensatz zum verschleißanfälligen Verbrenner) weitestgehend egal. Gut zu wissen: Gerade bei der Innenraumheizung haben sich Wärmepumpen – die rund ein Drittel der Energie einer klassischen Heizung verbrauchen – etabliert. Daher achten wir bei vibe darauf, dass unsere Abo-Autos wenn möglich mit einer solchen Wärmepumpe ausgestattet sind, damit du wohlig warm durch die kaltes Jahreszeit kommst.
Eiskratzen? Gehört bei vielen E-Autos der Vergangenheit an.
Mit oder ohne Wärmepumpe, damit dein Elektroauto im Winter möglichst wenig Reichweite einbüßt, gibt es ein paar einfache Tipps und Tricks, die beschreiben, wie das E-Auto auch im Winter möglichst optimal geladen und betrieben werden kann. Here we go:
1
Stell dein Elektroauto wenn möglich in einer Garage ab, damit der Akku und der Innenraum nicht auf Gefrierschranktemperatur abkühlen.
2
Heize das E-Auto vor der Abfahrt vor, sprich solange es an der Wallbox und am Stromnetz hängt. Dann wird die Energie zum Heizen nicht aus der Batterie entnommen, steht also für den Weg von A nach B zur Verfügung. Der Zeitpunkt zum Vorheizen kann meist im Infotainmentsystem oder – noch einfacher – per App eingestellt bzw. gestartet werden. Netter Pluspunkt: Scheibenkratzen gehört damit auch der Vergangenheit an!
3
Hast du keine Möglichkeit zum Vorheizen, dann stelle die Heizung nach der Abfahrt auf Umluft. So wird’s im Innenraum schneller warm, weil ja die Innenraumluft zwischen Heizmodul und Innenraum zirkuliert und keine kalte Außenluft angesaugt wird.
4
Fahre vorausschauend und vermeide unnötige Beschleunigungs- und Bremsmanöver. Öffne Türen und Fenster außerdem nicht länger als notwendig um zu vermeiden, dass der Innenraum stark auskühlt.
5
Schalte dein E-Auto in den „Eco“-Fahrmodus.Und nutze, wenn vorhanden, die Sparfunktionder Heizung, bei der ausschließlich der Fahrerplatz beheizt wird. Gibt es diese Funktion nicht, dann dreh die Innenraumtemperatur an die untere Wohlfühlgrenze und aktiviere Sitz- und Lenkradheizung. Die beiden brauchen deutlich weniger Energie als die Umluftheizung.
6
Oder wie Oma sagen würde: Zieh dich g’scheit an, steig nicht bauchfrei ins Auto und streif einen dickeren Pulli über dein Hemd. So kannst du die Innenraumheizung noch etwas niedriger einstellen und Energie sparen. Anders gesagt: Der Fahrersitz ist kein Cat Walk, weil: It’s not about coolness, it’s about comfort!
7
Vermeide kurze Fahrten und lange Standzeiten dazwischen, da dabei jeweils der Innenraum und die Batterie auskühlen und immer wieder neu aufgeheizt werden müssen.
8
Rechne damit, dass der Akku bei kalten Temperaturen länger zum Aufladen braucht. Und kalkuliere ein, dass sich im Winter der Wirkungsgrad der Rekuperation – auch das ist eine Form von Aufladen – spürbar schwächer ausfällt.
9
Schnellladen bei tiefen Temperaturen und ausgekühltem Akku kannst du kübeln, denn damit ordentlich Saft in den Akku geht, muss er auf Betriebstemperatur gebracht werden. Weil auch hier gilt: Ein kalter Akku würgt die Ladeleistungen ab. Es ist also besser, eine Ladung mit hoher Leistung abends nach der Fahrt als morgens vor der Fahrt vorzunehmen – auch wenn du über Nacht durch die kalten Temperaturen wiederum ein Prozentchen verlierst… Das gleiche gilt übrigens auch, wenn du keine Garage oder einen eigenen AC-Ladepunkt hast, du also ausschließlich an öffentlichen Säulen lädst. So oder so, der Winter kann im Mobilitätsalltag seine Spuren hinterlassen, wenn du aber nicht gerade auf ein blaues Reichweitenwunder hoffst, dann kommst du im E-Auto sehr komfortabel durch den Winter.
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